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Wenn der Nebenjob zum Hauptjob werden soll

Nebenjobs dienen in erster Linie dazu, etwas dazuzuverdienen. Schüler bessern ihr Taschengeld auf und Studenten müssen oft ihren Wohnraum und den Lebensunterhalt finanzieren, weil die Eltern nicht so großzügig unterstützen können. Auch bei Leistungsempfängern sind Nebenjobs gefragt, um den Hinzuverdienst ausschöpfen zu können und dem Arbeitsmarkt nah zu bleiben.

In der Praxis machen Nebenjobs oft richtig Spaß und der Wunsch, ihn zum Hauptjob zu machen, reift heran. Wie der Wunsch erfüllt werden kann, zeigt dieser Beitrag.

Die Vorteile von Nebenjobs für Arbeitgeber

Arbeitgeber sehen in den Nebenjobs, die vom Umfang her oft im Minijobbereich liegen, vor allem die Vorteile, dass keine hohen Abgaben gezahlt werden müssen. Arbeiten die Nebenjobber auf Abruf und nach Stundensatz, entstehen nur die Kosten für den tatsächlichen Bedarf, wobei der Arbeitnehmer hier ggf. das Nachsehen hat, weil er nicht mit einem festen Betrag kalkulieren kann.

Es ist weit verbreitet, dass Arbeitgeber den Nebenjobbern nicht die ihnen zustehenden Rechte gewähren. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall wird dadurch umgangen, dass die Stunden einfach nachgearbeitet werden. Bei Zeitungszustellern ist es sogar teilweise immer noch in Verträgen geregelt, dass diese sich um Krankheits- und Urlaubsvertretungen selbst zu kümmern haben. Hier gilt in den meisten Fällen: wo kein Kläger, da kein Richter. Doch diese vermeintlichen Vorteile für Arbeitgeber sind nur gefühlt vorhanden und entbehren jeglicher gesetzlichen Grundlage.

Ein Vorteil, ist allerdings mehr als gefühlt vorhanden, nämlich die Möglichkeit, Arbeitnehmer kennenzulernen und relativ risikoarm einzulernen. Die Praxis zeigt, dass viele Mini- und Midi-Jobber ihre Nebentätigkeiten zu Hauptjobs werden lassen. Einige absolvieren hierfür sogar eine Ausbildung oder Umschulung, die für den Arbeitgeber sogar bezuschusst werden kann. Wer sich bewährt hat, wird bei freiwerdenden Stellen oft gefragt, ob der Wunsch nach Ausbau der Stelle vorhanden ist, ehe ein teures Inserat aufgegeben wird.

Wann Nebenjobs sinnvoll sind

Junge Eltern, die sich noch in der Erziehungszeit befinden, haben in der Regel einen bestehenden Arbeitsvertrag, der mit Ende der Elternzeit wieder aufgenommen werden kann. Sie wollen die Familienkasse jedoch etwas aufbessern und suchen daher nach Nebenjobs. Teilweise werden diese bei den eigentlichen Arbeitgebern in Anspruch genommen, teilweise aber auch in anderen Bereichen gesucht. Beliebte Berufe, sind oft nicht familienkompatibel. Handel, Pflege oder Sicherheitsbranche haben Arbeitszeiten, die sich mit Kinderbetreuung, Schule und Ferienzeiten kaum unter einen Hut bringen lassen. Der Nebenjob in der Elternzeit kann Türöffner für einen Hauptjob sein, so dass das bestehende Arbeitsverhältnis risikofrei aufgegeben werden kann.

Auch für Rentner gilt, dass Nebenjobs gut und sinnvoll sind. Nicht nur aus finanzieller Sicht, sondern auch für die Psyche. Eine Aufgabe haben und gebraucht zu werden, hält Senioren fit und stärkt das Selbstwertgefühl. Außerdem sind viele Unternehmen sehr dankbar, wenn sie auf ausscheidende Mitarbeiter noch zurückgreifen können, um Azubis betreuen zu lassen oder von dem Fachwissen zu profitieren.

Saisonale Fulltimejobs und Nebentätigkeiten

Landwirte können ein Lied davon singen. Während sie in den Sommermonaten rund um die Uhr arbeiten, sind sie als Saisonarbeiter vom Spätherbst bis zum Frühjahr meist arbeitslos gemeldet. Hier passen natürlich Nebenjobs sehr gut, denn die Sicherheit mit Beginn der Feldarbeiten wieder in Vollzeit zu arbeiten, ist mit befristeten Arbeitsverträgen natürlich nicht aufzuwiegen.

Es gibt selbstverständlich mehrere solcher saisonalen Berufe, für die dies ebenso gilt. Obwohl die Gastronomie, der Eventbereich und der Tourismus durch die Pandemie natürlich andere Voraussetzungen haben, als in den Jahren vor Corona. Doch auch wenn beispielsweise Events wie das Oktoberfest nicht stattfinden, gibt es reichlich Jobs, die stattdessen übernommen werden können.

Nebenjob als Risiko für Altersarmut

Ein riskantes Unternehmen sind Langzeitnebenjobs in Kombination mit dem Bezug von Sozialleistungen oder auch für Erziehende in Partnerschaften, in denen einer als Hausmann/-frau für Kinder und Haushalt sorgt. Natürlich geht niemand den Bund fürs Leben ein und denkt an Trennung. Doch die traurige Realität zeigt, dass vor allem Frauen, die ihre Karriere für Kinder und Familie komplett aufgegeben haben, nach einer Trennung vor dem Chaos stehen. Die fehlenden Beitragsjahre lassen eventuelle Rentenansprüche trotz Versorgungsausgleiche lächerlich wirken. Selbst wenn viele mit Eintritt der Kinder in die Schule mit Nebenjobs angestellt waren, ist die Altersvorsorge auf der Strecke geblieben.

Gleiches gilt für Empfänger von Arbeitslosengeld II. Sie lehnen schlecht bezahlte Stellen ab, weil sie mit Leistungsbezug und Nebenjob unter dem Strich genau so viel oder sogar mehr haben. Doch während sie mit einer versicherungspflichtigen Tätigkeit zumindest Beiträge zahlen würden, passiert dies mit dem ALG Bezug nicht. Statt zu fragen, wieviel darf ich dazu verdienen, ohne, dass mir Leistungen gestrichen werden, sollte dahingehend umgedacht werden, zu fragen: wieviel muss ich verdienen, um von den Leistungen weg zu kommen.

Umgang mit dem Nebenjob im Lebenslauf

Jeder Bewerbungscoach sagt: Nebenjobs gehören in den Lebenslauf. Die meisten raten dazu, diese nicht anders zu behandeln als Vollzeitjobs. Im Lebenslauf geht es nicht um geleistete Arbeitszeit, sondern um die Berufserfahrung. Die wird in Kurzzeiteinsätzen ebenso gesammelt wie in Ganztagsstellen. In den Lebenslauf gehören daher das Eintrittsdatum in das Unternehmen und die Fähigkeiten, die gefragt sind oder erworben wurden und ggf. auch Nachweise, die hierfür extra erbracht wurden (Sachkundeprüfungen, Staplerschein oder andere Zertifikate).

Unternehmen sind auch bei Nebenjobs verpflichtet, Arbeitszeugnisse auszustellen. Bestehen die Arbeitsverhältnisse noch, so sollte ein Zwischenzeugnis angefordert werden. Das ist vor allem bei langjähriger Zusammenarbeit oft auch ein Signal an Arbeitgeber, dem Mitarbeiter eine Stelle mit mehr Umfang anzubieten, damit er ihn nicht verliert.

Trotz aller Angaben, sollten Nebentätigkeiten natürlich nicht über Langzeitarbeitslosigkeit hinwegtäuschen. Grundsätzlich gibt es immer Gründe, die zu Lebenssituationen führen. Hierfür muss sich nicht gerechtfertigt werden. Außerdem signalisieren die Nebentätigkeiten auch, dass es nicht an einer fehlenden Arbeitsmotivation mangelte. Statt Begründungen für vergangene Zeiten zu suchen, sollte sich auf Kommendes konzentriert und dies auch so in Lebenslauf und Bewerbung transportiert werden.

Fazit: Soll der Nebenjob zum Hauptjob werden, führt der erste Weg zum Arbeitgeber. Wer gut informiert ist, hat gute Argumente. Arbeitgeber kennen sich nicht immer gut mit Fördermöglichkeiten wie Lohnkostenzuschüsse oder Weiterbildungsfinanzierungen aus. Weiß der Arbeitnehmer gut Bescheid, ist ein Arbeitgeber sicher zu überzeugen, aus dem Nebenjob einen Hauptjob werden zu lassen. Je nach Art der Tätigkeit, lässt sich auch über eine Selbstständigkeit nachdenken, die im Nebenjob begonnen und kontinuierlich ausgeweitet werden kann.

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