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40 Jahre geringfügige Beschäftigung – der Minijob wird alt

Studentenjobs, Minijobs, Teilzeit, Saisonarbeit – es gibt viele gängige Arbeitsformen neben der üblichen Vollzeitbeschäftigung. Die geringfügige Beschäftigung feiert 2017 bereits 40 jähriges Jubiläum! Die Jobplattform Gelegenheitsjobs.de erhebt seit 2003 Daten bei der Jobsuche von Studenten und Minijobbern, um Angebot und Nachfrage zu untersuchen.

In den letzten 2 Jahren ist das Thema “Minijob” bei einigen Instituten und Meinungsumfragen kontrovers diskutiert worden, vor allem aber kurz vor der Bundestagswahl nimmt das Thema „Arbeit und Soziales“ immer an Fahrt auf. Dass viel Wirbel um ein Thema entsteht, wenn der DGB dazu Stellung bezieht, ist lediglich dem Hickhack der Politik und der Lobby zuzurechnen. Nicht umsonst werden Meinungen von Instituten nur kurzfristig „erfragt“, jedoch keine konkreten Verhaltensformen langfristig „untersucht“. Die Erhebung und die Auswertung der Daten sind in besagten Studien durch die Kurzsichtigkeit bedingt eher polemisch, wenn man bedenkt, dass Trendanalysen eigentlich auf 40 Jahre Datenmaterial zurückgreifen könnten. Die reale Repräsentativität ist immer fraglich, wenn das Ergebnis einer Studie bereits vor Studienbeginn feststeht… .

Gelegenheitsjobs.de ist ein Jobportal für Nebenjobs mit fast 15 jähriger Geschichte. Reputation, Erfahrungen, Trendanalysen und Fakten:

Minijobber trifft man mittlerweile in Privathaushalten wie Unternehmen an.

Arbeitskräfte mit Berufserfahrung sind ebenso gefragt wie Allrounder, die überall aushelfen können. Der Minijob ist mit 71% das beliebteste Beschäftigungsverhältnis im Nebenjobbereich auf Seite der Arbeitnehmer. 65% aller Nebenjobs waren im gleichen Zeitraum als Minijob klassifiziert.

Geringfügige Beschäftigung seit 1977 – Alles Gute zum 40 jährigen Geburtstag!

In den letzten Monaten werden Kosten und Nutzen von geringfügigen Beschäftigungen wieder stärker thematisiert, obwohl es diesen Begriff und diese Beschäftigungsform bereits seit 1977 gibt. Der Arbeitgeber zahlt für einen Minijobber geringere Sozialabgaben, der Minijobber profitiert vom Mindestlohn – eine „Win Win“ Situation, die das Modell seit 40 Jahren so erfolgreich macht.

Der Stellenmarkt für Minijobs hat mit Langzeitdaten untersucht, welche Bedürfnisse bei den Arbeitnehmern herrschen und wie diese befriedigt werden können.

Interessant ist der zeitliche Erhebungsrahmen, der bei vielen Meinungsforschern aktuell nur eine Momentaufnahme liefert. Betrachtet man jedoch den Verlauf über mehrere Jahre hinweg analytisch, stimmen die Merkmale für die Jobsuche einer Zielperson nicht mehr real mit denen des Vorjahres überein. Beim Thema Studentenjob ändern sich in über 78% der Fälle zwei Charakteristika innerhalb des Studienzeitraumes wesentlich:

1) Bedarf nach einem Nebenjob
2) Branche des Nebenjobs

Im Beispiel Studenten und Studentenjob ist es also unrealistisch ein mittelfristiges Arbeits-, Qualifikations- oder Suchprofil erstellen zu wollen. Die Veränderungen bei Studenten sind so variabel, dass sich nur grobe Merkmale erfassen lassen. Darum spricht man auch von „typischen Studentenjobs“, wenn es z.B. um Servicekräfte in der Gastronomie geht. Die Kommunikationswissenschaftlerin arbeitet im gleichen Nebenjob wie die BWL Studentin – wer also ein Bewerber-matching betreiben will, hat eine große Herausforderung zu meistern. Vor allem ist auf die Aktualität der Bewerberdaten hinzuweisen, das „Jobber“- Profil eines Studenten hat eine Halbwertszeit von gerade mal einem Semester.

Das Nebenjobportal Gelegenheitsjobs.de stellte auch fest, dass bereits beruflich tätige Menschen einen Minijob/Nebenjob viel häufiger annehmen als Menschen ohne Job. Grund für den Trend zum Zweitjob ist eine Aufbesserung des Einkommens, zum Beispiel um sich damit auch Luxusbedürfnisse leisten zu können. Der Zweitjob ist hier in 3 von 4 Fällen also kein „muss“ sondern eine freiwillige Entscheidung für „mehr Arbeit“. Nur ¼ der User benötigt den Zweitjob zur Existenzsicherung. Die User-Erfahrung zeigt im Umkehrschluss, dass Langzeitarbeitslose durch das Minijob-Modell nicht in Arbeit kommen.

Was sagt das über den Minijob aus?

Mit dem Minijob wird keine Arbeitslosigkeit bekämpft, kein Harz IV real in Arbeit gebracht sondern „nur“ die Wirtschaftskraft (hauptsächlich von Familien mit bestehenden Beschäftigungsverhältnissen) verbessert.

In Studien kursieren einige Behauptungen seitens der Auftraggeber, dass ein Minijob-Modell vor allem Frauen in die „Falle“ locken würde. Auch hier ist die Polemik offensichtlich, da diese Beschäftigungsform keine rechtswidrige oder schadhafte Form darstellt, wie es eine „Falle“ vermuten lassen würde. Die Zielgruppe „Frauen“ wird hier objektiv für Stimmungsmache aus unterschiedlichen politischen Lagern ausgenutzt, gerade wenn es um Schlagworte wie „Familie“, „Kinder“ oder die Rückkehr in die Arbeitsstelle nach der „Elternzeit“ geht. Dass hier ebenso viele Männer betroffen wären, scheint für viele Umfragen keine Rolle zu spielen.

Fakt ist, dass dieses Thema bereits seit 35 Jahren diskutiert wird, die damalige Bundesregierung (SPD/FPD) geringfügig Beschäftigungen schon 1981 generell abschaffen wollte, aber nach massiven Protesten eingelenkt hat.

Dass ein Arbeitgeber aus monetärer Kalkulation lieber 3 Minijobber als eine Teilzeitkraft einstellt, ist nur für Theoretiker mit Rechenschieber ein Ansatz. Aus dem Minijobverhältnis hätte man die Schwierigkeit nicht mehr in eine Vollzeitstelle wechseln zu können – so die Schlagzeile – da das Unternehmen mit Minijobbern bessergestellt wäre als mit Vollzeitarbeitskräften. Bei dieser theoretischen Annahme bleibt unberücksichtigt, dass sich auch die Bedingungen ändern würden: Mehrere Angestellte „Minijobber“ als „Vollzeit-Mitarbeiter“ verursachen auch mehr Betriebskosten, Versicherungskosten, Arbeitsrechtsansprüche, Arbeitsmaterial, Ausfallzeiten durch Krankheit, bezahlten Urlaub – eben alles, was ein Minijobber in seiner Festanstellung (!) bekommt.

Fakt ist: Minijobs und Teilzeitjobs sind rechtlich gleichgestellt.

Die Aufnahme einer Aushilfstätigkeit neben dem eigentlichen Job lässt mehr Freiheit in der Gestaltung des Arbeitsalltages zu, trägt zur Abwechslung im Berufsalltag bei. Der Spaß an einer gänzlich neuen Tätigkeit, die mit der beruflichen Ausbildung nichts gemein eröffnet ebenfalls neue Möglichkeiten.

Viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber einigen sich sogar bei der Reduzierung der Regelarbeitszeit zu Gunsten eines Zweit-Minijobs.

Entscheidungsgründe für einen Nebenjob:
1) Verbesserung der wirtschaftlichen Situation (83%)
2) Praxis-Erfahrung für das Berufsleben (11%)
3) Spaß an der Tätigkeit (4%)
4) Selbstverwirklichung (1%)

Der wirtschaftliche Gedanke steht mit weitem Abstand im Vordergrund. Die Daten zeigen aber auch, dass für Studenten weiterhin einen Sonderstatus bei der Erhebung gilt, da speziellere Beschäftigungsverhältnisse (z.B. Werkstudenten) nochmals aus dem Rahmen fallen und anderen Regeln unterliegen.

Momentaufnahme oder Langzeitstudie?

Eine Auswertung ist immer so gut wie das Material, das für die Erhebung zur Verfügung steht. Der Zeitraum darf keine Momentaufnahme sein. Auch wenn Mindestlöhne relativ neu sind, oder die Verdienstgrenze auf 450€ bei Minijobs angehoben wurde, oder sich der Steuerfreibetrag erhöht, oder das Gymnasium 8 oder 9 Stufen hat bevor der Schüler in den Arbeitsmarkt eintritt – das alles sind nur statistischen Ausreißer. Die eigentlichen Faktoren für eine Langzeitbetrachtung bleiben davon unbeeinflusst. Je kürzer der Zeitraum der Befragung, je kleiner die Zahl der befragten Zielgruppe und je geringer der Umkreis ist, umso schlechter ist die Qualität und Verlässlichkeit der Information.

Erhebt man nämlich Daten nur für einen bestimmten Zeitrahmen (z.B. Sommerferien 2017), so sind die Ergebnisse und Resultate bereits mittelfristige Fehlerhaft. Markt- und Meinungsforschern dürfen Daten nicht nur auf Augenblicke und Momente hin zu erheben, sondern müssen die Qualität der Umfragen sichern und mittel- oder langfristige Trends zu erforschen. Nur ein paar hundert Webseiten Besucher aus dem letzten Monat zu befragen wäre sicherlich nicht repräsentativ. Umfragen die völlig falsche Tendenzen wiedergeben sind spätestens seit dem BREXIT und der US Präsidentschaftswahl in der Kritik.

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